Es ist eine der Bamberger Traditionen schlechthin: Das Stehbier vor dem Schlenkerla! Das Bier auf der Straße wird mindestens genauso heiß diskutiert, wie der Geschmack des Schlenkerla Rauchbieres. Dennoch kommt man weder als Einheimischer, noch als Tourist am Bamberger Heller Bräu vorbei! Welche Auswirkungen hat nun Corona auf diese Tradition? Matthias Trum spricht mit unserem CEO Johannes Schulz-Hess über die aktuelle Lage im „Schlenkerla“. Zudem werden Trums persönliche Zukunftspläne und die Herausforderungen eines so traditionsreichen Erbes betrachtet.

Modernisierung und Investitionen

In diesem Bereich spielt Tradition bei Schlenkerla einen wichtigen Aspekt. Die unterschiedlichsten technischen Automationen oder Möglichkeiten der Innovationen sind Matthias Trum wohlwissend bekannt. Ihm ist deutlich wichtiger, dass Handwerk bestehen bleibt und, dass das Echte am AECHT SCHLENKERLA Rauchbier niemals verletzt werden darf. Modernisierungen, welche an sich das Produkt des SCHLENKERLA nicht treffen, sind dennoch legitim. Hier wird die Umstellung bei der Auslieferung des Bieres von der Pferdekutsche hin zum LKW vom Geschäftsführer genannt. Gebraut wird immer noch bewährt im SCHULZ Kupfersudkessel, welcher vor über 100 Jahren im Sudhaus der Brauerei eingebracht worden ist.

Doch nicht nur die Brauerei wird hier wie vor 100 Jahren genutzt, auch beim Mälzungsverfahren hat sich nichts verändert. Hier wird stets über offenem Feuer gemälzt, wodurch das Malz seinen unverkennbaren rauchigen Geschmack bekommt.

Brauereigeschichte

Die Braustätte des weltweit bekannten bamberger Schlenkerla Rauchbiers war nicht immer wie heute am Stephansberg in Bamberg angesiedelt. Auch, wenn der Platz dort sehr eng und begrenzt ist, ist ein Umzug schon allein aus Traditionssicht ausgeschlossen. Die zuvor in der Dominikanerstraße befindliche Brauerei (heute nur noch Gaststätte des Schlenkerla) nutzte schon damals die unterirdischen Felsenkeller am oberen Stephansberg zur Lagerung ihres Bieres, welche aber auch heute noch genutzt werden. Matthias Trums Urgoßvater traf schlussendlich vor 150 Jahren die wegweisende Entscheidung die Schlenkerla Brauerei ebenso zu den Lagerkellern zu ziehen, sodass Herstellung und Lagerung an einem Platz stattfindet. Es soll als Ganzheitliches eine emotionale Bindung für die Konsumenten geschaffen werden, wenn diese in Mitten der malerischen Stadt Bambergs an den alten Gemäuern der Brauerei vorbei laufen und wissen, dass an diesem Ort auch unterirdisch die Wirkungsstätte des Schlenkerla ist.

Gaststätte

Manch einem Touristen mag es seltsam und unerhört vorkommen, dass er in fränkisch freundlicher Manier von den Bedienungen in der Schlenkerla Gaststätte mitgeteilt bekommt, dass er hier keinen Cappuccino, keinen Cola-Mix oder Schnitt erhält. Auch hier kommt wieder der alltäglich auffindbare Traditionsaspekt zum Vorschein. Selbst bis in die 1990er Jahre war das bierige Sortiment mit dem Märzen vom Holzfass und dem Urbock im Herbst sehr karg. Erst danach wurde ein Weizen und mit der Übernahme von Matthias Trum im Jahr 2003 mehrere saisonale und teils fast vergessene Bierspezialitäten und Bierstile eingeführt. Darunter sind das Schlenkerla Fastenbier, Schlenkerla Kräusen und die Schlenkerla Eiche zu verzeichnen.

Namensherkunft

Noch bis ins 15. Jahrhundert fand man in den Geschichtsbüchern den Namen “Zum blauen Löwen“ für die Brauerei vor, welcher dann im 17. Jahrhundert zu “Hellerbräu“ geändert worden ist. Trums Ururgroßvater war dann verantwortlich für die heutige Namensgeben – jedoch unwillentlich. Der Geschichte zu Folge hatte er einen schlenkernden Gang und hat “aweng mit der Oberorm gschlengerd“ (ein bisschen mit dem Oberarm geschlenkert). Spöttisch gaben die Stammgäste ihm den Namen “Der Schlenkerla“, weshalb man dann für den Brauereibesuch einfach sagte, dass man zum Schlenkerla gehe. Der Grund für den schlenkernden Gang ist jedoch nicht dokumentiert, wobei man eventuell von einem Brauereiunfall ausgeht. Ebenso ist es möglich, dass die Brauereipferde über seinen Fuß gefahren sind, weshalb es zu seinem markanten Gang und somit zum heutigen Namen des Bieres kam.

Rauchbiergeschichte

Zur Bierherstellung muss immer Malz getrocknet werden. Matthias Trum erwähnt das Lufttrocknungsverfahren unter der Sonne oder in der Bronzezeit das Darren (Trocknen) über offenem Feuer. Dies hatte den Nebeneffekt, dass das der Rauch dem Malz den charakteristischen Geschmack verliehen hat. Das Verfahren wurde bis ins 17. Jahrhundert praktiziert, wodurch fast jedes Bier im Grunde genommen ein Rauchbier war. Erst als dann in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine Darre mit Rauchabzug entwickelt wurde (Englische Darre), waren vermehrt Nicht-Rauchbiere möglich. Die erste in Deutschland im großen Stil genutzte Englische Darre, nutzte die Spaten Brauerei in München. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Hälfte der Brauereien noch Rauchbierbrauereien, was sich aber jedoch sehr schnell wandelte. Um 1900 sind es dann lediglich noch vier Brauerei, die ihr Rauchbier produziert haben (Schlenkerla-Brauerei Heller, Spezial, Greifenklau, Polarbär). Heute sind nur noch zwei Brauereien als Rauchbierbrauereien übrig geblieben (Schlenkerla und Spezial).

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